Am 24. Juni findet zum zweiten Mal der antikapitalistische CSD statt. Der Christopher Street Day ist der Tag, an dem wir Queers uns an die erste Pride 1969 in der Christopher Street in New York erinnern. Es ist der Tag, an dem wir unsere Vorkämpfer:innen feiern und ihnen gedenken. Der CSD steht aber auch symbolisch dafür, dass eines nie vergessen: The first pride was a riot.

Wir rufen uns ins Gedächtnis, dass es nicht um Assimilation an die heteronormative Mehrheitsgesellschaft geht und dass wir stolz sind, egal wie wir sind. Ganz im Sinne des Slogans: “Queers Unite Against the Right! Your Norm Is Our Oppression!”

Der antikapitalistische CSD will also auch als Alternative zur Zurich Pride, die am vergangenen Wochenende stattgefunden hat, verstanden werden. Und dies mit gutem Grund! An der diesjährigen Ausgabe der Pride, waren von den knapp 100 angemeldeten Gruppen am Umzug gerade einmal 15% Organisationen aus und von der queeren Community! Hinzu kommen nochmals 10% politische Parteien. Mensch rechne: es waren 75% Unternehmen, die meisten davon global agierende Grosskonzerne. Julius Bär & Co (Privatbank), Syngenta Crop Protection (Giftherstellerin), Maersk Switzerland (Räderei mit riesen Hochseeflotte), L‘Oréal (Kosmetikkonzern oder Starbucks (Abzocker im Kaffeegeschäft) zierten die Liste (die übrigens hier zu finden ist).

 

 

Was bedeutet das? Auf keinen Fall, dass sich Grosskonzerne nicht für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen von queeren Menschen einsetzen sollten. Im Gegenteil, sie sind in der Pflicht dazu. Denn wir sprechen hier von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Aber! Die Pride, der Christopher Street Day und der ganze Monat gehören uns. Sie gehören der queeren Community, den Menschen, die in diesem queerfeindlichen System leben müssen, diesen Schwestern, Brüdern und allen dazwischen und ausserhalb, von denen täglich erwartet wird, dass sie sich der toxischen Norm anpassen. Die Pride gehört all denjenigen, die noch immer zu wenig sichtbar sind in einem Land, das noch so vieles so viel besser machen könnte.

Die Pride gehört also eines nicht: den Konzernen! Sie soll nicht geprägt sein von den Logos dieser Firmen, die sich 11 Monate im Jahr einen Sch**** darum kümmern, wie es uns Queers geht. Es nervt mich abgrundtief, dass einige Menschen glauben, bei der Pride gehe es nur um die Grösse. Um die Anzahl Menschen am Festival oder die Anzahl Franken im Budget. Denn darum geht es nicht. Würden sich all diese neoliberalen Grosskonzerne wirklich für unsere Anliegen einsetzen wollen, müssten wir nicht all ihre Namen und Logos lesen. Wenn sie das wirklich wollten, würden sie keine Gegenleistung erwarten. Und somit geht es zu einem grossen Teil ganz einfach ums Geschäft.

Darum: auf zum CSD am Samstag! ✊🏽

Dominik Waser

Gemeinderat Grüne Stadt Zürich