Mit 2,77 Millionen Passagieren pro Monat hat der Flughafen Kloten im Mai 2025 zum ersten Mal das Vorkrisenniveau von 2019 wieder übertroffen. Auch in Bezug auf die Flugfracht ist das Vor-Corona-Niveau praktisch erreicht.
Zeitgleich verschüttete ein Bergsturz im Oberwallis einen Tag vor Auffahrt, am 28. Mai, das Dorf Blatten komplett und machte rund 300 Bewohnerinnen und Bewohner obdachlos. Das Ereignis ging um die Welt.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die Erderwärmung hat in den letzten 24 Monaten um durchschnittlich 1.6 Grad Celsius zugenommen. Naturkatastrophen wie in Blatten sind nicht aus-schliesslich, aber erwiesenermassen auch eine direkte Folge davon. – Und Blatten ist nur eines von weit über 30 extremen Naturereignissen mit einem naheliegenden Klimawandelbezug, die sich gemäss dem «Extreme Weather Report» zwischen dem 15. Mai und dem 5. Juni 2025 ereignet ha-ben. Dieser Online-Video-Report wird dreiwöchentlich von Yellow Dot Studio, der Produktions-firma von Adam McKay, Regisseur von „Don‘t Look up“, auf der Basis von weltweiten Nachrichten produziert.

Ich zähle zur Veranschaulichung einige Extremereignisse der letzten 3 Wochen (!) auf:

  • 15. Mai: massive Überschwemmungen in Provinz Osmaniye in der Türkei
  • 15. Mai: neuer Allzeit-Hitzerekord in San Antonio, Texas
  • 16. Mai: erster Sandsturm in Chicago seit Beginn der Aufzeichnungen
  • Ebenfalls am 16. Mai Zyklon «Ines» überflutet Palermo und Trapani auf Sizilien
  • 18. Mai: Überflutungen in der Provinz Guangxi in China, nach tagelangen Regenfällen
  • Ebenfalls am 18. Mai, massive Überschwemmungen in Zàrate, Provinz Buenos Aires, mit 7500 Evakuierten und mehreren Toten, nach tagelangem Starkregen (>400 L/m2)
  • 19. Mai, flächendeckende Waldbrände in der Provinz Manitoba in Kanada, mit gegen 20’000 Evakuierten, die grösste Evakuierung in dieser Region seit Start der Aufzeichnungen
  • 20. Mai massive Überschwemmungen in der Toscana
  • 21. Mai, 48’000 Bewohner:innen werden in New South Wales, Australien, durch Über-schwemmungen von der Aussenwelt abgeschnitten
  • 22. Mai, massive Überschwemmungen in Wuhan in China
  • 24. Mai, massive Überschwemmungen in Oklahoma
  • 27. Mai, massive Überschwemmungen in Ost-Kalimantan auf Indonesien
  • 28. Mai, Bergsturz in Blatten
  • 29. Mai, massive Überschwemmungen in Nigeria
  • ebenfalls am 29. Mai, schwere Unwetter in Austin, Texas, mit mehreren Toten; 940’000 Haushalte ohne Strom, massiver Hagelschlag; ein Grund dafür waren überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Golf von Mexiko
  • 31. Mai, Regenfluten spülen in der Provinz Yunnan, in China, ganze Dörfer weg
  • 1. Juni, Überflutungen in Wichita in Kansas in den USA
  • 2. Juni: weitflächige Waldbrände in Kanada, Rauchwolke bis in den Golf von Mexiko
    usw., usw.

Solche Extremereignisse werden mit den steigenden Temperaturen weiter zunehmen. Dies wird auch die Schweiz und Zürich betreffen. Am Klimaforum Schweiz wurde letzte Woche die neue Klima-Risikoanalyse präsentiert. Zunehmende Hitze, zunehmende Trockenheit und zunehmende Naturgefahren sind die grössten Risiken des Klimawandels der Schweiz. Gemäss dem ETH-Klimawissenschaftler Erich Fischer werden zukünftig auch in Zürich als Folge des Klimawandels Temperaturen von bis zu 45 Grad möglich.

Natürlich beeinflussen auch andere Faktoren unsere indirekten Emissionen, also solche, die wir Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zürich ausserhalb der Stadtgrenzen verursachen. Im Jahr 2023 gingen z.B. 21% der Emissionen auf den Konsum, 21% auf die Ernährung und 20% auf die Bauwirtschaft zurück, dies gemäss dem Netto-Null-Zwischenbericht 2024. Die Mobilität und hier insbesondere der Flugverkehr produzierte aber mit 38% des Gesamtausstossen mit Abstand den grössten Teil der Treibhausgase. Und dies bei nach wie vor steigender Tendenz in diesem Sektor.

Auch in den kommenden Sommerferien werden wieder Passagierrekorde purzeln. Und der Tages-anzeiger wird wieder Empfehlungen publizieren, wie Familien die endlosen Schlagen am Flughafen besser bewältigen können – wie es Martin Liebrich am 28. Mai, genau am Tag des Bergsturzes von Blatten (!), in einem ganzseitigen Artikel getan hat.

Wir Grünen können mit diesem Zynismus nichts anfangen und fordern auch kommunal konkrete Massnahmen gegen die Vielfliegerei:

  • Ein konsequentes Verbot für Flugreise-Werbung im öffentlichen Raum, als eine der Umsetzungsmassnahmen der kürzlich angenommene Werbeverbots-Motion 2024/178 mit Bezug auf Netto-Null,
  • eine Zweckbindung der Dividenden-Einnahmen aus den städtischen Flughafenaktien für Sensibilisierungsmassnahmen über Klimaschäden und Klimaschutzmassnahmen,
  • konkrete (Lenkungs-)Massnahmen vom Stadtrat zur Reduktion der indirekten Treibhaus-gas-Emissionen um 30 % bis 2040, wie dies die städtischen Klimaschutzziele von 2022 vorgeben

Auf nationaler Ebene braucht es:

  • eine verursachergerechte Weiterverrechnung von Klimaschäden, u.a. mit einer Flugticket-abgaben und endlich einer bisher nicht vorhandenen Kerosin-Besteuerung,
  • eine wirksame Lenkungsabgabe auf Flugreisen,
  • eine konsequente Förderung des Zugverkehrs, insbesondere von Nachtzügen, als Alternative zu Kurzstreckenflügen,
  • sowie ein Verbot von Inlandflügen und von Privatjets.

 

Roland Hurschler, Grüne Fraktion, 079 398 57 19
Julia Hofstetter, Grüne Fraktion, 079 671 08 03