Vor Kurzem hat die Stadtzürcher Bevölkerung das neue Netto-Null-Ziel an der Urne angenommen. Es handelt sich dabei um die Zahl 2040 – bis 2040 soll auf dem ganzen Stadtgebiet Netto-Null Treibhausgase erreicht werden. Alles, was im Einflussgebiet der Stadtverwaltung liegt – also städtische Liegenschaften oder Fahrzeuge – sollte Netto-Null bereits im Jahr 2035 erreichen.

Eines der zentralen Elemente der Netto-Null-Strategie ist der Umbau der Stromversorgung auf erneuerbare Quellen – kurz Solar, Wind und Wasser. Ein Teil davon, können wir hier auf dem Stadtgebiet selbst produzieren. Solarstrom. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir die Stromproduktion mit Hilfe von Photovoltaik so rasch wie möglich ausbauen. Aktuell kann die Stadt leider eine sehr schlechte Bilanz vorlegen. Gerade einmal +-1% des gesamten Stadtzürcher Strombedarfs wird mit Photovoltaik erzeugt. Dabei haben wir ein sehr viel höheres Potential. Dieses ist nämlich 16%. Ja, richtig verstanden, wir könnten ganze 16% unseres Stromkonsums auf unseren eigenen Dächern produzieren!

Warum es beim Photovoltaik-Zubau Tempo braucht

Zwei Dinge sind klar. Erstens: wir werden allen Solarstrom, den wir kriegen können, brauchen um den Umstieg zu schaffen. Zweitens: die Produktion von Solarstrom ist eine simple und kostengünstige Variante der Stromproduktion. Wenn wir uns also ein ambitioniertes Klimaziel gesetzt haben und gleichzeitig eine an Reichtum und Privilegien kaum zu überbietende Stadt sind, sollten wir nicht noch länger zuwarten, bis wir endlich mit dem massiven Zubau von Photovoltaik starten. Doch leider ist dies bis jetzt die Strategie des Stadtrats. Er zögert, verhindert oder will nicht investieren. Die von Stadtrat Baumer vorgelegte Solar-Strategie ist völlig unzureichend und wurde vom Gemeinderat zurückgewiesen. Es muss sich also vieles ändern. 

Einen ersten Schritt versuchen wir mit dem von mir kürzlich im Gemeinderat eingereichten Vorstoss zu machen. Der Stadtrat soll auf allen sich im Besitz der Stadt befindenden Gebäuden das Photovoltaik-Potential zu 100% ausschöpfen. Dies bedeutet in der Praxis so viel wie: Überall dort, wo die Solarstromproduktion Sinn macht, kommen Panels hin und produzieren ab dann grünen Strom.

Das ist erst ein Anfang, denn nur gut ein Zehntel des gesamten Photovoltaik-Potentials befindet sich auf städtischen Flächen, der ganze Rest auf privaten Gebäuden. Zwar bauen auch im Zuge des Angriffskriegs in der Ukraine Immer mehr Hausbesitzer*innen Photovoltaik-Anlagen auf ihr Dach, doch leider reicht dies noch nicht. Es braucht dafür einen Rückliefertarif, der so hoch ist, dass sich die Investition über die gesamte Lebenszeit gesehen lohnt. Mit Rückliefertarif ist eine Art Gutschrift gemeint, die mensch bekommt, wenn überschüssiger Strom vom Dach ins Netz eingespiesen wird. Das EWZ – Elektrizitätswerk der Stadt Zürich – bezahlt dann quasi für den Strom, der von Privaten ins Netz geliefert wird. Auch hier besteht massiver Nachholbedarf, denn die Stadt und der Kanton Zürich bilden das schweizweite Schlusslicht, wenn es um die Höhe des Rückliefertarifs für Solarstrom geht. Damit wird sich einer meiner nächsten Vorstösse befassen. Ziel muss es auch sein, dass auf grossen Gebäuden und Industriekomplexen Photovoltaik-Anlagen gebaut werden. Bei grösseren Investitionen ist der Rückliefertarif oftmals entscheidend ob eine PV-Anlage realisiert wird oder nicht. 

Nicht zuletzt ist zu bemerken, dass wir für eine Solar-Offensive auch die nötigen Fachkräfte brauchen. Die Solar und Gebäudetechnikbranche befindet sich aktuell jedoch in einem massiven Fachkräftemangel. Um diesen zu beheben, habe ich kürzlich einen Bericht vom Stadtrat verlangt, wie das EWZ selbst oder in Zusammenarbeit mit dem ERZ (Kanton Zürich) oder der Branche eine Ausbildungsoffensive starten könnte. Der Vorstoss wurde überwiesen, die Antwort steht aber leider noch aus.

Klar ist, wir Grünen bleiben dran und ich werde mit aller Kraft und allen Mitteln versuchen, dass die Stadt Zürich ihre klimapolitische Verantwortung übernimmt und endlich vorwärts macht. Solaroffensive jetzt!

Dominik Waser

Dominik, 24, Gemeinderat. Kämpft für Klimagerechtigkeit und mehr Mut in der Politik