Balz Bürgisser, Mo 11.05.20

Gemäss den Vorgaben des Regierungsrates findet der Unterricht an den Zürcher Schulen bis 5. Juni gemäss einem Sonderstundenplan statt. Es wird in Halbklassen unterrichtet: Das heisst, dass den Kindern der Primarschule – je nach Stufe – 12 bis 15 Lektionen pro Woche im Schulhaus erteilt werden. Der Präsenzunterricht wird ergänzt durch Aufgaben und Aufträgen in diversen Fächern, die zu Hause gelöst bzw. bearbeitet werden. In Kindergarten und Primarschule wird eine „erweiterte Notfallbetreuung“ von 8 bis 16 Uhr angeboten. So wird das den Eltern vom Schulamt der Stadt Zürich kommuniziert; ihnen wird geraten, die Kinder wenn immer möglich zu Hause zu behalten.

Diese einschränkenden Anordnungen haben den Vorteil, dass die Abstands- und Hygieneregeln an den Schulen besser eingehalten werden können. So bleiben alle am Schulleben Beteiligten hoffentlich gesund.

Der reduzierte Schul- und Hortbetrieb hat aber auch Nachteile:

1.   Leistungsschwache Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen können zwar in der Halbklasse etwas besser gefördert werden, sie verbringen aber nur halb so viel Zeit wie üblich in der Schule, und zudem sind die betreuten Aufgabenstunden gestrichen. So geraten sie jetzt zusätzlich ins Hintertreffen. Auch der Bildungsrückstand von Kindern, die Deutsch als Zweitsprache lernen, wird von Woche zu Woche grösser.

2.   Die Eltern leben weiterhin im Ausnahmezustand. Sie müssen sich auf den neuen Stundenplan einstellen und Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Die wenigsten Eltern haben Anspruch auf die „erweiterte Notfallbetreuung“. Weshalb wird diese nur von 8 bis 16 Uhr angeboten? Weshalb wird auf der Sekundarstufe gar keine Betreuung angeboten?

Forderungen:

Die erweiterte Notfallbetreuung soll unverzüglich von 7 bis 18 Uhr angeboten werden; die Zulassung dazu soll möglichst grosszügig erfolgen. Auch für die Sekundarstufe soll eine solche Betreuung angeboten werden.

Alle Kinder und Jugendlichen, insbesondere diejenigen mit sozial benachteiligter Herkunft, sollen vermehrt gefördert werden, damit sie den durch die Corona-Krise entstandenen Bildungsrückstand baldmöglichst aufholen. Dazu sollen zusätzliche IF-Lektionen und Klassenassistenzen eingerichtet werden. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache sollen zusätzliche DaZ-Lektionen erhalten. Zu dieser Forderung haben die Grünen neulich einen Vorstoss im Gemeinderat eingereicht. Dabei können bei Bedarf auch Studierende der PHZH solche Aufgaben vorübergehend übernehmen.

An den Volksschulen der Stadt Zürich soll unverzüglich in diesem Sinne gehandelt werden – es geht um die Zukunft einer ganzen Generation.