Rückblick auf den Hitzesommer 2022

Die Sommerferien sind vorbei. Wer die Ferien in Zürich verbracht hat, hat es selbst erlebt: Es war heiss wie noch praktisch nie. 2022 wird uns als einer der bislang heissesten Sommer in Erinnerung bleiben. Die Nullgradgrenze lag tagelang über 5000 m, die Gletscher sind massiv geschmolzen, und auch bei uns in der Stadt war es tagsüber regelmässig mehr als 30 Grad warm, während nachts eine Tropennacht der anderen folgte.

Die Statistiken sagen klar, dass die Sommer immer heisser werden. Sollen wir nun jeden Sommer aus der Stadt fliehen? Und wenn ja – wohin überhaupt? Und wer trotzdem in Zürich bleibt, was machen diese Menschen? In der Nacht müssen die Fenster geöffnet und tagsüber geschlossen werden (glücklich, wer nicht an einer lauten Strasse wohnt), sonst kühlt sich die Wohnung nicht mehr ab. Joggen und generell Sport treiben macht man am besten frühmorgens, wenn man das kann. Die Kleider sind schon nass vom Schweiss, bis ich zur Bushaltestelle gelaufen bin. Und den Nachmittag in der Badi zu verbringen, möchte ich auch nicht mehr, denn es ist ja viel zu heiss. Viele Leute, gerade auch ältere Menschen, haben tagsüber im Sommer ihre Wohnung nicht mehr verlassen, weil es ihnen schlicht zu heiss ist. So verändert die Hitze im Sommer das Leben in der Stadt, ob wir das wollen oder nicht.

Wie weiter?

Ganz unabhängig davon, wie rasch wir die Klimaerwärmung stoppen können, müssen wir uns an die Hitze anpassen. Gerade in den Städten gibt es immer mehr Hitzeinseln. Das sind nicht etwa Inseln, wo es nicht heiss ist, sondern eben Inseln, wo sich die Hitze speziell sammelt. Auch ich wohne in einer solchen Insel. Das verwundert mich auch nicht: Die Umgebung besteht grösstenteils aus Asphalt, bis zu den Hausmauern wurde der Boden zugepflastert. Und das bei allen Wohnblöcken in der Siedlung – obwohl die Siedlung erst rund zehn Jahre alt ist. Ob man damals noch nichts von Hitzeminderung gewusst hat? Unterdessen kümmern sich einige Mitbewohnende darum, wie die Hitze reduziert werden kann. Vermutlich muss ganz einfach der Asphalt entfernt und durch Gras und Bäume ersetzt werden.

Ein weiteres Beispiel aus Zürich Nord: Der Glattpark in Opfikon. Eine schöne, grosse Rasenfläche. In den Sommerferien war sie tagsüber praktisch menschenleer, einzig unter den Bäumen am Rand drängen sich einige Menschen. Gegen Abend bevölkerte sich die Wiese langsam. Immerhin sind auf der grossen Wiese nun einige Zelttücher aufgestellt, damit es doch noch ein paar wenige Schattenplätze gibt. Warum hat man hier keine Bäume gepflanzt, was zum einen für mehr Schatten sorgen würde, und zum anderen auch für das lokale Klima gut wäre? Aktuell läuft eine Petition, damit dieser Fehler rückgängig gemacht wird (hier kann man unterschreiben – vielen Dank!).

Es gibt noch viele andere Beispiele in der Stadt, wie man es nicht machen sollte. Die «Wolke» auf dem Turbinenplatz? Ein nettes Experiment, aber ein paar richtige Bäume mehr auf dem Platz würden viel mehr helfen gegen die sommerliche Hitze und gegen die Klimakrise. Die Europaallee? Sie ist wohl das bekannteste Beispiel, wie falsch man noch bis vor kurzem gebaut hat, ohne einen Gedanken an sommerliche Hitze zu verschwenden. Viel Beton, wenig Bäume (auch wenn sie Allee heisst), fast kein Wasser. Ein Baum verdunstet täglich mehrere hundert Liter Wasser – eine bessere Kühlung gibt es eigentlich nicht.

Natürlich gibt es äussere Faktoren, die oft als Argument gebracht werden, dass nicht hitzegerecht gebaut werden kann: Tiefgaragen, die Nutzung eines Platzes (Zirkus Knie auf dem Sechseläutenplatz), die Unterhaltskosten. Aber hier müssen wir umdenken. Ein Platz mit Bäumen kann nicht gleich «kommerziell» genutzt werden wie ein grosser asphaltierter Platz – dafür trägt er mehr zur Lebensqualität bei. Tiefgaragen unter der Erde verhindern, dass Bäume gepflanzt werden können – also müssen wir weniger Tiefgaragen bauen. Und die Pflege eines Baumes mag aufwändiger sein als das tägliche Reinigen eines Betonplatzes – aber dafür geben Bäume einem Platz und den Menschen viel mehr Lebensqualität.

Zürich wird sich wandeln müssen, sonst ist die Stadt in künftigen Sommern noch viel leerer und heisser. Am einfachsten geht das mit mehr grün und weniger grau!