Zuerst einmal müssen wir junge Menschen für die Politik begeistern. Förderlich wirken können unserer Einschätzung nach unter anderem nahbare Vorbilder in der Politik. Social Media trägt dazu bei, Politiker*innen nahbar zu machen, weil sie ihren mal mehr, mal weniger politischen Alltag teilen und zeigen, wofür sie sich engagieren. Auch Wissen über die Politik kann über Social Media vermittelt werden.

Beim Thema Bildung ist aber vor allem die öffentliche Schule in der Verantwortung. Durch politische Bildung sollen die Kinder und Jugendlichen in der Schule lernen, dass Politik nicht nur etwas für «die anderen» ist. Sie sollen erfahren, dass ihre eigene Meinung gefragt und erstgenommen wird, beispielsweise durch niederschwellige Möglichkeiten der Mitgestaltung des Schulalltags. Sie sollen entsprechend lernen, wo und wie sie Ihre Meinung einbringen und vertreten können. Ausserdem sollten sie laut Lehrplan 21 «das Verhältnis von Macht und Recht in Gegenwart und Vergangenheit verstehen» und «die Schweizer Demokratie erklären und mit anderen Systemen vergleichen können».

Politische Bildung ist ebenso ein Teil der Bildung für nachhaltige Entwicklung, welche in Zukunft hoffentlich im Schulalltag noch mehr Gewicht erhalten wird. Eine eigene Meinung zu bilden und einzubringen, sollte da aus unserer Sicht der Schwerpunkt sein. Damit dies nachhaltig ist, muss echte Mitsprache erwünscht sein. Und es muss den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet werden. Je früher die heranwachsende Generation dies erlebt, desto besser. Dies muss in der Lehrpersonenausbildung und in der Weiterbildung einen hohen Stellenwert haben.

Junge für die Politik zu begeistern, ist das eine. Damit sie sich entscheiden, sich für ein politisches Amt zu bewerben oder ein Amt dann wirklich auch anzunehmen, müssen aber auch die Bedingungen stimmen. Die Entschädigung muss angemessen sein, sodass man es sich beispielsweise finanziell leisten kann, den Nebenjob neben dem Studium für den Gemeinderat aufzugeben oder das Pensum zu reduzieren. Es ist uns aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass viele, gerade auch junge Menschen, nicht das Privileg haben, dass ihre Lehre, Arbeitsstelle, ihr Studium oder ihre Weiterbildung mit einem politischen Amt vereinbar ist.

Junge Menschen werden leider oft unterschätzt, ja gar diskriminiert. Dies sieht man unter anderem daran, dass erst 18-jährige ein Stimmrecht erhalten. So wundert es auch nicht, dass junge Menschen in der Politik lange unerwünscht waren und auch noch heute oft Sätze fallen wie: «Du bist noch viel zu jung, um das zu verstehen und um diese Verantwortung zu übernehmen».

Es ist schön zu erleben, dass nach und nach mehr junge Menschen in der Politik mitwirken, beispielsweise in Jungparteien, und eine wachsende Wähler*innenschaft die Kandidaturen junger Menschen mitträgt. Wir freuen uns sehr, dass in der kommenden Legislatur im Gemeinderat der Stadt Zürich fünf junge Grüne sitzen und auch die Stimmen der jungen Generation in den Gemeinderat tragen.

Ein Beitrag von Selina Walgis und Luca Sulzer, Lehrer und Geschäftsleitungsmitglied Junge Grüne Zürich