UN-Weltklimarat warnt – Handlungsdringlichkeit erlaubt kein «zu langsam» mehr
Der Sechste Sachstandsbericht des UN-Weltklimarates ist da. Der als Zusammenfassung des gesamten Bewertungszyklus dienende Synthesebericht wurde in Interlaken der Öffentlichkeit vorgestellt. Verfasst wurde der Bericht von rund 800 Autor:innen, die über mehrere Jahre mehr als 100.000 Studien auswerteten und in einem mehrstufigen Peer-Review-Verfahren über 300.000 Kommentare von Gutachter:innen berücksichtigten.
Der Bericht zeigt, der Zeitdruck ist hoch. Die führenden Wissenschafter:innen weltweit sagen, es ist schlimm. Aber es ist nicht zu spät. Nur blöd und fatal, dass wir uns verzetteln. Dass wir als Gesellschaft gefangen sind, in einem Denken, das die Krise noch weiter verstärkt. Das ist der Konsens des Weltklimarates.
Es ist die Verantwortung der Politik, dass wir diese komplexeste aller Krisen nicht mit platten Sprüchen und festgefahrenen Positionen abhandeln. Es ist die Verantwortung der Politik, dass wir nicht unsere Zeit auf Nebenschauplätzen vertrödeln. Es ist die Verantwortung der Politik, dass wir uns mit der Wissenschaft befassen, um Lösungen für diese lebensbedrohliche Krise zu finden. Wie wir uns bisher mit dieser Krise befassen, ist Teil der Krise, denn die Klimakrise ist auch eine gesellschaftliche Krise, ist auch eine kulturelle Krise. Das ist offensichtlich und ebenfalls Konsens des Weltklimarates. Die Antworten auf die Klimakrise müssen tiefgreifend sein.
Es sollte Pflicht für jede:n Politiker:in sein, diesen IPCC-Bericht zu lesen. Ohne dieses Wissen sollte kein Entscheid gefällt, kein Vorstoss geschrieben werden. Der Weltklimarat schätzt im jetzigen Sechsten Sachstandsbericht die Risiken für Extremereignisse bei einer bestimmten Erwärmung nun deutlich grösser ein als im letzten Berichtszyklus. Das bedeutet. dass ganz allgemein Klimarisiken früher eintreten und grösser sind als zuvor angenommen und dass Handeln sehr, sehr dringlich gewor- den ist.
Es sind diese nächsten Jahre, die entscheiden, ob wir mit der Jugend solidarisch sind und ob wir unsere Lebensgrundlage sichern. Jeder Tag, jeder Entscheid ist wichtig. Auch hier bei uns im Gemeinderat. Es gilt, jede Weisung auf ihre Klimaverträglichkeit zu überprüfen. Diese Verantwortung haben wir alle. Schliesslich haben wir breit abgestützt Ja zu Netto-Null gesagt. Jetzt gilt es auch Ja zu den Massnahmen zu sagen.
Auf nationaler Ebene haben wir am 18. Juni eine Möglichkeit, die Schweiz mit mehr Tempo auf Kurs zu bringen. Das Ja zum Klimaschutz-Gesetz heisst Verantwortung zu übernehmen. Das Zeitfenster, in dem das Klimachaos begrenzt werden kann, schliesst sich rasch. Der Weltklimarat hat viele Klimalösungen identifiziert. Ein grosses Potenzial haben Massnahmen, um die Nachfrage zu verändern. So können wir aus dem Sachstandsbericht des Weltklimarats herauslesen, dass zum Beispiel durch einen klimafreundlichen Ernährungsstil bis 2050 44% weniger Treibhausgase ausgestossen werden als bei unveränderter Nachfrage, bei den Gebäuden sind es 66%, bei der Elektrizität 73% und beim Transport zu Land 67%. Wir haben vor einem Jahr das Netto-Null-Ziel beschlossen. Nun müssen wir die Massnahmen vorantreiben. Gemeinsam. Schnell. Wirksam. Wir fordern auch explizit den Stadtrat dazu auf, sich in allen Departementen wirksam zu engagieren. Mit Wirkung über die Stadtgrenze hinaus