Die Grünen fordern, dass Tagesschulen in der Stadt Zürich baldmöglichst flächendeckend eingeführt werden. Tagesschulen verbessern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und erhöhen die Chancengerechtigkeit. Damit sie dies tatsächlich tun, sind flankierende Massnahmen notwendig.

Die Ziele der Tagesschule nach dem Modell der Stadt Zürich sind, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, die Chancengerechtigkeit und die Bildungschancen für alle zu erhöhen sowie die Organisation von Unterricht und Betreuung im Lebensraum Schule zu optimieren. Damit nimmt die Stadt Zürich mit ihrer Schulentwicklung gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen auf:

Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von breiten Kreisen der Gesellschaft und der Wirtschaft gefordert. Damit beide Elternteile vermehrt eine Erwerbstätigkeit ausüben können, kämpfen vor allem Frauen seit einigen Jahrzehnten für eine bessere schulische und ausserschulische Betreuung ihrer Kinder. Es sind in den letzten Jahren zwar Fortschritte gemacht worden, doch es ist nach wie vor so, dass viele Frauen Teilzeit im niedrigen Prozentbereich arbeiten und Frauen auch in Führungsetagen untervertreten sind. Die Gründe dafür sind vielfältig; einer davon ist, dass es zu wenige Möglichkeiten gibt, Kinder tagsüber in geeigneten Strukturen gut betreuen zu lassen. Tagesschulen sind also ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichstellung von Frau und Mann – allerdings nur dann, wenn eine preisgünstige Betreuung von hoher Qualität gewährleistet ist.

Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass in der Schweiz die schulischen Leistungen der Jugendlichen stark von ihrem sozioökonomischen Hintergrund abhängig sind. Kinder aus bildungsfernem Elternhaus oder mit Migrationshintergrund (aus Ländern mit tiefem Bildungsniveau) sind beim Bildungserwerb benachteiligt. Der Volksschule gelingt es heute nicht annähernd, Chancengerechtigkeit zu erreichen. Vom Tagesschulmodell erhofft man sich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihr Wissen und Können im Hinblick auf die Bildungsziele weiter ausbauen und dass benachteiligte Kinder ihren Bildungsrückstand aufholen können. Damit diese Hoffnung erfüllt wird, müssen an den Schulen gezielt entsprechende Strukturen geschaffen und Programme realisiert werden.

Aus diesen Tatsachen leiten die Grünen Forderungen ab, die über das vom Stadtrat postulierte Tagesschulmodell hinausgehen:

  • Die Tagesschule soll an Tagen mit Nachmittagsunterricht von 8.00 bis 16.00 Uhr Unterricht, Verpflegung und Betreuung zu einem günstigen Einheitstarif gewährleisten. Für Eltern mit geringem Einkommen und Vermögen soll ein reduzierter Tarif zur Anwendung kommen. Durch diese Massnahmen wird eine gute soziale Durchmischung über Mittag erreicht, was zur Integration und Chancengerechtigkeit beiträgt.
  • Die Betreuung über Mittag soll für die Kinder einen pädagogischen Mehrwert bieten. Dies soll durch einen hohen Anteil an qualifiziertem Personal sichergestellt werden. Die geplanten und die bereits realisierten Sparmassnahmen bei der Mittagbetreuung lehnen die Grünen entschieden ab.
  • Pädagogische Gefässe wie betreute Aufgabenstunden, in denen insbesondere Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Verhältnissen gefördert werden können, sollen ausgebaut und in den Wochenplan integriert werden.
  • Das Zürcher Tagesschulmodell ist zu starr. Es soll flexibler und damit kinder- und elternfreundlicher gestaltet werden. Die Grünen plädieren für eine Abmeldemöglichkeit vom gebundenen Mittag an einem Wochentag resp. zwei Wochentagen je nach Schulstufe. Zudem schlagen die Grünen vor, dass die Schulen die Dauer der Mittagspause – innerhalb einer Bandbreite von 80 bis 100 Minuten – selbst festlegen können. Dies ermöglicht ihnen, auf die Bedürfnisse ihrer Anspruchsgruppen einzugehen.

Diese und weitere Forderungen haben die Grünen – teilweise in Kooperation mit anderen Parteien – als Anträge zur «Verordnung Tagesschulen» eingebracht. Die Grünen sind zuversichtlich, dass diese Anträge im Gemeinderat eine Mehrheit finden.

Die Grünen haben im April 2002 die Volksinitiative „Kinderbetreuung konkret“ eingereicht. Diese Initiative erreichte in der Volksabstimmung im Juni 2005 eine Zustimmung von 67%. Damit haben die Grünen den Anstoss gegeben, dass in Zürich das Betreuungsangebot an den Schulen ausgebaut wird – ein entscheidender Schritt in Richtung Tagesschule und Chancengerechtigkeit.