Mi 13.05.20

Fraktionserklärung der Grünen Fraktion vom 13.5.2020

Der gestrige 12. Mai war der „Internationale Tag der Pflege“. Dieser Tag wird jährlich am Geburtstag von Florence Nightingale, der Pionierin der modernen Gesundheits- und Krankenpflege begangen. Aus Anlass ihres 200. Geburtstags hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Jahr 2020 zum weltweiten Jahr der Pflegenden und Hebammen erklärt.

Die Zahlen in der Schweiz und weltweit zeigen: Die Pflege ist weiblich: weit über 70 Prozent der Pflege wird von Frauen erbracht – ob im privaten Umfeld oder im Beruf. Leider muss im Jahre 2020 festgestellt werden, dass auch dieser von Frauen dominierte Beruf in normalen Zeiten von der Gesellschaft wenig Wertschätzung, Respekt und Anerkennung erfährt. Wertschätzung, Respekt und Anerkennung zeigen sich unter Anderem an guten Arbeitsbedingungen und der Verantwortung angemessenen Löhne.

Es ist seit langem bekannt und allen Verantwortlichen klar: bis 2030 braucht es 65’000 zusätzliche Pflegende in der Schweiz. Die Ausbildungszahlen sind viel zu tief, bei den diplomierten Pflegefachpersonen wird nicht einmal die Hälfte des Bedarfs ausgebildet. Fast jede zweite Pflegefachperson verlässt den Beruf frühzeitig, und aktuell sind 11’000 Pflegestellen vakant. 

Auch ohne Pandemie liegt es auf der Hand, dass die pflegerische Versorgung der Bevölkerung in der Schweiz gefährdet ist. Die Mitarbeitenden in der Pflege – ob im Akut-, im Langzeitbereich oder in der Spitex – stehen schon in sogenannt normalen Zeiten unter grossem Druck und müssen viel zu oft über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten. Flexibilität während der Arbeitszeit selbst, aber auch in Bezug auf dauernd ändernde Dienstpläne u. A. wegen Krankheiten von Kolleginnen und Kollegen, sind selbstverständlich. Dabei erwarten die Patientinnen/Patienten und Bewohnenden zu Recht, dass die Mitarbeitenden der Pflege genügend Zeit aufbringen können. Denn sie sind oft die einzigen, mit denen die Patientinnen und Patienten über ihre Anliegen, Ängste und Nöte sprechen können.

Die Arbeit für die Mitarbeitenden in der Pflege muss subito attraktiver gestaltet werden, damit sie im Beruf und dabei gesund bleiben können. Dazu gehören u. A. eine Ausbildungsoffensive, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Erhöhung der Stellenpläne und eine bessere Entlöhnung. Genau zu diesen Themen haben die Grünen in Zusammenarbeit mit der SP letzten Mittwoch drei Motionen eingereicht und werden heute noch eine zum Thema Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den städtischen Pflegebetrieben einreichen.

Wenn Sie sich musikalisch einen Eindruck über den Alltag in der Pflege verschaffen möchten, empfehle ich Ihnen den neuen und aktuellen Song «alles und no meh» von Social Misdancing.

Die Situation ist schon seit längerem für das Personal prekär. Wenn wir jetzt nicht beginnen zu handeln, wird uns die Sache in wenigen Jahren über den Kopf hinauswachsen. 

In diesem Sinne: Klatschkonzerte, als Dank für die Pflegenden reichen nicht, jetzt sind Taten gefordert.