Streifzug durch die Hofkultur Wipkingens
Die Geschichte der Innenhöfe ist schon alt, wird aber noch viel zu selten erzählt. Diese Hofkultur erzählte nun Andreas Diethelm, Biologe, Umweltberater und Hofsänger, an einem Donnerstagabend etwa fünfzehn Interessierten im Namen der AG Grünraum, die zusammen mit den Grünen Kreis 6+10 diesen Streifzug organisierte. Höfe dienten früher vor allem dem Gewerbe in kleinen Hofbauten, als Gemüsegärten für die Bewohnerinnen und Bewohner oder zum Wäsche trocknen. Heute sind sie meist Treffpunkt und Spielort für Kinder wie auch Erwachsene. Sie waren und sind Orte des sozialen Austausches. In einer Phase ab den 60er Jahren wurden die Höfe allerdings zum Abstellen von Automobilen gebraucht – oder missbraucht. Man verstellte sie, pflasterte sie mit Asphalt zu und raubte ihnen so ihre soziale Funktion.
Belebte und wiederbelebte Höfe
Diethelm zeigte auf dem Streifzug belebte und wiederbelebte Höfe, wobei durchaus auch ein Nebeneinander von Parkieren und Begrünung möglich ist, wie beim Röschibachsteig. Entscheidend ist, dass sich Menschen der Höfe annehmen, sie einnehmen. An der Wibichstrasse schufen sie einen Grillplatz und Pflanzgärten, was funktioniert, auch wenn der Hof von einer Tiefgarage unterbaut ist. Zwischen Höngger- und Habsburgstrasse ist der Hof geräumig und der Rasen geschnitten, so dass Kinder Platz zum Spielen haben. Das Ungebändigte – Streifen mit sich selbst überlassener Natur, reich an Pflanzen und Kleinlebewesen – findet seinen Platz an den Rändern unter den Bäumen und neben den Treppen und Wegen zur tieferliegenden Hönggerstrasse. Noch ungenutzt verfaulen die Früchte der Kornellkirsche und des Apfelbaums sowie die Nüsse der Baumhasel entlang der Strasse. Selbst der Innenhof beim Coop am Wipkingerplatz, eng, über einer Tiefgarage liegend und lieblos bepflanzt, besitzt den eigenen Charme einer Oase, die die Mitarbeitenden der angrenzenden Geschäfte gerne für Kaffee- und Mittagspause nutzen. Und manchmal wird der Innenhof zum Park, wenn sich die Anwohnenden erfolgreich gegen die umschliessende Blockrandbebauung wehren, wie das beim 1923 eröffneten Landenbergpark geschehen ist.
Die Rückseiten und Zwischenräume Wipkingens sind voll von grüner und lebendiger Vielfalt, wie Andreas Diethelm deutlich aufzeigte. Nehmen sich die Menschen der Höfe an, entsteht eine wunderbare Hofkultur!
Jürg Rauser, AG Grünraum und Grüne Kreis 6/10
16.09.2024